Nein, es geht nicht

Sisyphos muss man sich vielleicht als glücklichen Menschen vorstellen. Peter Kolba wohl eher weniger.

So schön hatte es am Anfang geklungen. „Die Personen sind das Programm.“ Übersetzt: Eine Gruppe von Leuten findet sich zusammen, um aus der (teilweise selbst mitverschuldeten) Konkursmasse der Grünen ein paar Stimmen für ihre jeweilige private Agenda einzusammeln. Wer konnte da schon widerstehen? Ein ehrbares Anliegen (oder zwei: Im Falle Kolbas Konsumentenschutz, insbesondere Sammelklagen, und die Freigabe von medizinischem Cannabis für Schmerzpatienten) nicht nur spendenfinanziert betreiben zu müssen, sondern gut vom Staat bezahlt und mit MitarbeiterInnen ausgestattet aus einem Abgeordnetensitz heraus, dazu mit allen parlamentarischen Mitteln, diesem Anliegen Gehör zu verschaffen, Anträge, Anfragen, Sondersitzungen, aktuelle Stunden…
Um die „große Politik“ kümmern sich die anderen Parteien und die langjährigen Profis aus dem eigenen Klub: Pilz, Zinggl, Rossmann, Holzinger-Vogtenhuber. Was konnte da schon schief gehen?

Plötzlich ging alles schief. Peter Pilz, der Listengründer und logische Klubobmann wurde von seiner Vergangenheit eingeholt und nahm – vorläufig und nach einigem Zögern – sein Mandat im neu gewählten Nationalrat nicht an. Auf einmal war jedes einzelne Klubmitglied eine potenzielle Klubobfrau, ein potenzieller Klubobmann und damit exponierter, als man das jemals beabsichtigt hatte. Man hätte nun erwarten können, dass eineR der erfahrenen Abgeordneten in die vakante Rolle schlüpft. Diese scheinen aber entweder kein Interesse gezeigt zu haben oder nicht mehrheitsfähig gewesen zu sein.

Wie immer diese klubinterne Reise nach Jerusalem ausgespielt wurde, am Ende fand sich Peter Kolba im Sessel des Klubobmanns wieder und beweist seither fast täglich, dass er dieser Aufgabe nicht gewachsen ist. Im Parlament macht sich FPÖ-Klubchef Walter Rosenkranz regelmäßig einen Spaß daraus, dass Kolba, an sich schon kein begnadeter Redner und jetzt zwangsweise mit Themen befasst, zu denen er sich nicht besonders auskennt und sichtlich auch nicht sehr interessiert, auf den kleinsten Zwischenruf sofort anspringt. Kolba geht das sichtlich unter die Haut.

"Osterputz"?

Mit einer dicken Haut scheint Kolba überhaupt nicht gesegnet zu sein. Besonders mit kritischen JournalistInnen scheint der Aushilfsklubobmann seine liebe Not zu haben. Die Liste der Medien, von denen er sich ungerecht behandelt fühlt, und mit denen er nicht mehr redet, wird etwa im Monatsrhythmus länger. Das gilt auch für soziale Medien, insbesondere Twitter, wo dieser Tage offenbar schon ein Retweet von Falter-Chefredakteur Florian Klenk oder sehr, sehr harmlos vorgebrachte Kritik dazu führt, dass User geblockt werden.

Und schon geblockt.

Man kann niemandem vorwerfen, dass er eine dünne Haut hat. Man sollte aber so viel Selbstreflexion mitbringen und sich gelegentlich die Frage stellen, ob man mit einem dermaßen schwachen Nervenkostüm wirklich für die Spitzenpolitik geeignet ist. Kolba schadet damit nicht nur sich selbst, sondern natürlich auch dem Land, das gerade jetzt eine starke, kompetente, geordnete Opposition im Parlament bräuchte. Dafür ist die Liste Pilz angetreten, dafür wurden sie gewählt. Sie müssen zeigen, dass sie es können. Peter Kolba kann es nicht. Der Klub sollte ihn von seiner Qual erlösen, und zwar bald.

Ein einzelner gefavter Tweet reicht, und man wird geblockt.
#kolbablockt