Im letzten Beitrag sind wir der Frage nachgegangen, wie genau wir ein Problem verstehen müssen, um es lösen zu können. Die agile Antwort darauf ist einfach: Immer genau so gut, um den nächsten Schritt gehen zu können, und morgen besser als heute.
Design Thinking treibt diesen Ansatz auf die Spitze. Der Prozess ist durch und durch explorativ, er lebt vom ständigen Dazulernen und vom laufenden Kontakt mit den Menschen, die eine Lösung am Ende benutzen sollen.
Die entscheidende Frage dabei ist die nach dem Nutzen: Was würde dir am ehesten dabei helfen, dein Problem zu lösen? Dagegen tritt alles Andere in den Hintergrund. Tätigkeiten, die niemandem helfen, versuchen wir nach Möglichkeit zu vermeiden.
Für die Suche nach der Lösung stellt uns der Design-Thinking-Prozess wieder einen geordneten Ablauf zur Verfügung.
Phase 4: Ideen finden
Wir haben schon in der Phase 3, „Sichtweisen definieren“ den Übergang zum Problemraum geschafft und sind jetzt wieder auf dem Weg nach draußen. Es geht wieder in die Breite, und zwar mit einem anderen Focus: Mit Hilfe von Kreativitätstechniken suchen und finden die Teilnehmenden möglichst viele potenzielle Lösungen. Design-Thinking-Bücher stellen dafür eine schier unüberschaubare Menge an Methoden zur Verfügung. Eine*e gute Berater*in verlässt sich auf die, mit denen sie vertraut ist, baut ihren persönlichen Methodenkoffer zwischendurch aber auch immer wieder aus.
Phase 5: Prototypen entwickeln
An dieser Stelle sollte das Team in der Lage sein, schon eine
recht genaue Vorstellung von der Lösung in einen Prototypen zu übersetzen. Wie schon im Phase 2 geht es wieder darum, etwas Greifbares, Begreifbares herzustellen, um mit den Nutzer*innen in Dialog treten zu können. Anders als der funktionale Prototyp aus der zweiten Phase bildet dieser die Vision in ihrer Gesamtheit ab.
Phase 6: Testen
Ebenfalls ganz entscheidend: Bevor wir unser Produkt auf den Markt loslassen, holen wir unsere Nutzer*innen (zum Beispiel eine Focusgruppe) noch einmal herein und besprechen mit ihnen, was wir ausgearbeitet haben. Es kann durchaus vorkommen und ist sogar erwünscht, dass wir auch an dieser Stelle noch dazu lernen und vielleicht sogar mehrere Iterationen brauchen, bis die Lösung in einem Zustand ist, mit der alle leben können und die – siehe oben – zumindest für einen Teil unserer Nutzer*innen einen signifikanten Nutzen stiftet, den sie ohne unser Produkt nicht hätten.
Was meine Arbeit von anderen Büchern zum Thema agiles Arbeiten und Design Thinking unterscheidet, ist, dass ich mir auch systematisch Gedanken dazu gemacht habe, wie wir dieses auf Unternehmen und manchmal auf eine bestimmte Branche zugeschnittene Vorgehen aus diesem Kontext herausheben können. In der Politik gelten andere Regeln als in der Wirtschaft, nicht jede Lösung ist ein Produkt, nicht jeder Mensch, der von unseren Entscheidungen betroffen ist, ein Kunde. Mehr dazu im nächsten Beitrag.