Agil ohne Software – Geht das überhaupt?

Ich habe ja vor inzwischen über einem Jahr beschlossen, der IT vorerst den Rücken zu kehren. 25 Jahre Softwareentwicklung in verschiedenen Kapazitäten waren immer spannend und herausfordernd, vor allem, weil ich immer sehr an den Menschen und an den Methoden interessiert war, mit denen wir gute Produkte auf den Markt gebracht haben.

Letztes Jahr habe ich mit zwei Dingen gleichzeitig begonnen: Ich habe einen Abstecher in die Politik unternommen, und ich habe eine Ausbildung als Unternehmensberater begonnen. Es war klar, dass ich nicht längerfristig im Grünen Parlamentsklub bleiben werde. Die Möglichkeit, eines meiner Herzensthemen auf der ganz obersten Ebene mit zu betreiben, war ein Jugendtraum, den ich mir erfüllt habe. (Andere Leute kaufen sich, wenn sie 50 werden, vielleicht ein Motorrad oder ein schnelles Auto, aber das hat mich nie so gereizt.) Natürlich bin ich dem Klub sehr dankbar, dass sie mir diese Chance gegeben haben. Ich vermisse Euch!

Das ist jetzt aber zu Ende, und vor ein paar Wochen habe ich ein Gewerbe als IT-Consultant und Unternehmensberater angemeldet. Warum Unternehmensberatung? In dem Team, das ich damals geleitet habe, hatten wir schon sehr früh, noch im 20. Jahrhundert, den Bedarf, flexibel auf sich dauernd ändernde Anforderungen zu reagieren. Den Begriff “agil” kannte ich damals noch nicht, aber im Prinzip war es das. Aktuell kommen immer mehr Unternehmen und andere Organisationen darauf, dass man alle Arten von Kopfarbeitenden (und nicht nur die, Kanban kommt ja sogar aus der Produktion) nach agilen Werten und Prinzipien organisieren kann. Allerdings ist es nicht immer ganz leicht, die Konzepte und Begrifflichkeiten aus der Softwarebranche in andere Kontexte zu übersetzen. Dabei brauchen viele ein bisschen Hilfe, und auch dabei, ein geeignetes Vorgehensmodell auszuwählen, auszurollen und mittelfristig so einzuüben, dass es wirklich funktioniert.

Mit ist klar, dass ich damit das Rad nicht neu erfinde, aber ich stelle fest, dass es noch nicht viele Leute mit diesem Angebot gibt, und der Bedarf ist um ein vielfaches höher.

Die Ausbildung, von der ich oben rede, war/ist übrigens ein MBA in Management Consultancy. Ich bin damit noch nicht ganz fertig. Diese Woche habe ich die Erstfassung meiner Masterarbeit bei meiner Betreuerin eingereicht. Es geht darin um agile Vorgehensmodelle und um die Herausforderungen, sie abseits der Softwareentwicklung oder überhaupt des Wirtschaftslebens einzusetzen. Konkret schreibe ich darüber, wie SCRUM, Kanban und vor allem Design Thinking in der Politik hilfreich sein können, worauf man achten muss, an welche Grenzen man vielleicht stößt und welche Hürden auf jeden Fall zu überwinden sind. Mehr davon hier in den kommenden Wochen.

Ich habe aktuell übrigens noch freie Kapazitäten, also wenn Ihr etwas wisst, wo ich vielleicht helfen kann, immer her damit!

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